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Das Leben ist eine Baustelle

Kunst an der Baustelle III

und auch sonst so.

Von Hausnamen und Hausnummern II – Konstanz

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Auch in Konstanz gibt es Hausnamen, wunderbare Namen, zum fliegenden Ochsen, zur Nussschale, zum Schublädle:  hier kann man eine Liste aller Namen anschauen.

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Was in Konstanz auffällt sind nicht nur die Hausnamen sondern die häufig dazugehörigen Sgrafitti, die im Stil der 50er Jahre an den Häusern erscheinen.

Ein Sgraffito ist eine Art Kratzputz, eine Farbschicht wird aufgebracht, darüber eine weitere Putzschicht und dann werden die Details hineingekratzt und kommen so farbig heraus.

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Daheim habe ich dann noch nachrecherchiert (einen großen Dank auch an die schnelle Antwort von der Konstanzer Tourismus-Seite!). All diese Hauszeichen, fast 100 sollen es in Konstanz und Umgebung sein, sind von dem Maler Hans Sauerbruch ausgeführt. Er führte sie von 1950 bis 1990 aus und ist seinem Stil eindeutig treu geblieben, sie bleiben grafisch und sind heute irgendwie zeitlos.

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Im Katalog Hans Sauerbruch (2006 erschienenen) benennt sein Sohn Matthias diese Hauszeichen als „Schönheitsflecken, die den Häusern ein anderes Leben einhauchen“, ein passender Begriff.

Tatsächlich findet man wenig im Netz über Hans Sauerbruch, der älteste Sohn des Chirurgen Ferdinand Sauerbruch. Er lebte von 1910-1996 und verbrachte die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg in Konstanz, hielt sich hier, wie viele Maler nach dem Krieg mit Gebrauchskunst über Wasser. Dazu zählte er teilweise auch seine Hauszeichen, aber welch Reichtum hat er der Stadt hinterlassen, diese „Fußnoten des Alltags“ (Matthias Sauerbruch) verknüpfen Gegenwart und Vergangenheit und erzählen eine ganz eigene Geschichte dieser Stadt.

Beim nächsten Besuch werde ich noch aufmerksamer auf die Hausfassaden schauen.

Schöne Exemplare findet man auch auf dieser Flickr-Seite.

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Und jetzt weiß ich auch, woher diese Zeichnung unter der Brücke stammt, die wir beim letzten Besuch gefunden haben. Die Inschrift sagt uns:

An dieser Stelle legte man beim Bau der Unterführung im Sommer 1958 die Flutbögen der alten, im Jahre 1544 erbauten Rheinbrücke frei. die gesamte Brücke bestand aus einem hölzernen, überdachten Teil mit angebauter Mühle und aus sechs steinernen Bögen. Sie war 260 Meter lang. Ausmaß und Lage des ersten Flutbogens und eine Ansicht der Brücke, die im Jahre 1856 abbrannte, zeigt diese Darstellung.

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Von Hausnamen und Hausnummern I

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Freiburg und Konstanz haben eine Gemeinsamkeit: An sehr vielen Häusern sind alte Hausnamen angebracht. Diese Hausnamen waren früher in Städten üblich und machten das Haus unverwechselbar. Zu einer Zeit als es noch keine Nachnamen gab und in den Städten doch viele Menschen auf dichtem Raum zusammenlebten, waren Hausnamen die Möglichkeit, Menschen und ihre Wohnorte zu identifizieren. Für uns klingen sie heute vor allem poetisch: zum Heidenkopf, zur alten Katze, zum Pfauenschwanz, sie wurden aber auf jeder Urkunde, in jedem Kaufvertrag genannt, dies war die offizielle „Adresse“. Änderungen von Hausnamen führten also auch zu Schwierigkeiten, dann mussten die alten und die neuen Namen angegeben werden.

Wie prosaisch sind da doch heute unsere Hausnummern. Einfach durchzählen, fertig. Doch so einfach ist es dann auch wieder nicht. Nach welchem System wird eigentlich gezählt? mit Konskriptionsnummern, Orientierungsnummern oder in der Hufeisennummerierung??

Früher erfolgte die Nummerierung meist fortlaufend, in der Reihenfolge der Entstehung. Dies kenne ich noch von einzelnen Dörfern, aber in großen Städten ist es nicht wirklich praktikabel, es führt zu großen Hausnummern, kreuz und quer verteilt. Die bekannteste natürlich die Glockengasse 4711 in Köln, wer kennt diese Zahl nicht?

Napoleon führte bei uns dann das übersichtliche System der straßenweisen Nummerierung ein, die geraden Zahlen auf der einen Seite, die ungeraden auf der anderen. Die Nummer 1 beginnt in Richtung Ortskern, die hohen Nummern gehen nach außen.

Die Hausnamen verschwanden im Laufe der Zeit weitgehend. Nur die Gaststätten  haben noch Namen. Aber in einigen Städten wird die Erinnerung an diese Hausnamen hoch gehalten.

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Wie es wohl zum Namen Schnabelkönig gekommen ist? Oder zum Klingelhut?
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Viele Häuser sind nach Tieren benannt. Ist das Tier exotisch, mus man es wohl explizit dazusagen: Zum Kameeltier. In Konstanz gibt es das Pantertier.

Oft beziehen sich die Hausnamen auch aufeinander. Neben dem Haus zur Leiter ist das Haus zur kleinen Leiter. Wie passend, es kann auch nur eine Leiter statt einem Treppenhaus hineinpassen.

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Und neben dem Haus zur großen Meise steht – schwer zu raten – das Haus Zur kleinen Meise.

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Schön ist dass selbst an neuen Häusern noch an den alten Hausnamen erinnert wird. Der Chriesboum ist allemanisch und ist der Kirschenbaum. Deswegen wohl das dezente Rot. Das Haus zum Grünen Klee ist natürlich grün, was sonst.

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Fortsetzung mit Konstanzer Hausnamen folgt.

Ein perfektes Wochenende III

Und weil zu einem perfekten Wochenende 3 heiße Tage gehören, beenden wir es, wie wir es angefangen haben: Am Wasser.

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Egal ob Bodensee, Bächle oder Schloßplatzspringbrunnen: Füße ins Wasser und alles ist gut.

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Ein perfektes Wochenende II

Am Wasser hängt, zum Wasser drängt doch alles…
so auch in Freiburg.

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Die Freiburger Bächle sind bekannt,es gibt eine Menge Informationen darüber, selbst ein Bächles-Lied ist schon gesungen worden.  Die Bächle dienen als Galerie, mein Favorit ist ja dies. Und jedem Tourist wird die Sage erzählt, er solle bloss aufpassen wo er hintritt, denn wenn man aus Versehen in einem Bächle landet, wird man einen Freiburger oder eine Freiburgerin heiraten müssen.

Doch an solch heißen Tagen wie zur Zeit wird der besondere Reiz erst so richtig deutlich: Ob gross oder klein, ob Hund, Katze, Maus, Ente oder Schiff, in Festtagskleidung oder mit Pizza in der Hand – alle nutzen die Bächle, sie sind aus dem Alltagsleben nicht wegzudenken.

Und welche Wonne, barfuß in den Bächle zu stehen, im Café zu sitzen und noch einen Fuß ins Wasser zu tunken –  „Venedig für die Füße“, wie es Klaus Eberhartinger nennt.

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„Wer als Fremder Freiburg betritt, wird angenehm überrascht durch die vielen offenen Wasserläufe, welche krystallklar in den Straßen fließen.“
Stadtbeschreibung, 1896

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Der Bach hat leise Melodien,
und fern ist Staub und Stadt
Rilke

Und so stimme ich diesem Gartenbesitzer zu:

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