Vor einiger Zeit hatte ich einen Denkmal-Termin, bei dem außer mir lauter Männer anwesend war. Es kam auch ein Rabbi und er gab reihum allen Männern die Hand, mir nickte er nur zu. Der Rabbi ist russischen Ursprungs und sehr orthodox. Ich hatte damit gerechnet, fand es aber trotzdem nicht so toll. Mich stört es, dass eine Religion hier Unterschiede zwischen Männer und Frauen macht. Aber ein Denkmaltermin ist nicht der richtige Ort, um dies zu diskutieren.
Gestern gab es nun wieder einen Termin und am Ende gab der Rabbi allen die Hand zur Verabschiedung – auch mir. Nun war ich ehrlich verblüfft und fragte den Mann neben mir, einen ehemaligen Pfarrer: „Haben Sie das gesehen, der Rabbi hat mir die Hand gegeben“ Da meinte er nur: „Das haben wir ihm beigebracht“. Er hatte mit ihm öfters zu tun und hat mit ihm darüber gesprochen, dass bei uns ein Handschlag auch zwischen Männer und Frauen üblich ist und dass sich Frauen hier zurückgesetzt fühlen.
Ich war ehrlich begeistert. Auch dies ist ein Stück gelebte Integration. Und es wäre nicht passiert, wenn der ehemalige Pfarrer ihn nicht darauf angesprochen hätte. So eine Kleinigkeit kann manchmal einen ganzen Tag ausmachen.