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5 Bücher

Cloudette hat nach 5 Büchern gefragt. Nicht DIE fünf Bücher, sondern welche 5 Bücher ich als nächstes lesen werde. Ich könnte es mir nun einfach machen und Bücher über Zünfte, Technik, Stadtgeschichte, Industrialisierung oder Frauen und Gewerbe (spannend: »Was nützt die Schusterin dem Schmied?«: Frauen und Handwerk vor der Industrialisierung) nennen. Das zählt aber nicht, das ist Arbeit, wenn auch ein angenehmer Teil .

Also schauen wir mal: Romane kaufe ich eigentlich nicht mehr, meist leihe ich sie aus. Ich habe bei Amazon eine Leseliste, das ist schon sehr praktisch. Wenn ich dann welche kaufe sind es meist ausgeliehene Bücher, die ich so gut fand, dass ich sie haben mag. Oder ich verschenke sie an andere. Gekauft wird fast immer übers Internet aber an die örtliche Buchhandlung geliefert. Also schaue ich mal auf die Leseliste:

Das erste wird Hilary Mantels „Wölfe“, der zweite Teil ihrer Thomas Cromwell Trilogie sein. Ganz einfach, weil ich dies aus der Bücherei schon hier habe und an Weihnachten den ersten Teil „Falken“ gelesen habe. Mantel schreibt ganz andere historische Romane. Ein wenig sperrig aber lesenswert. Nachdem ich vom immer gleichen Strickmuster der historischen Romane sehr genervt bin (ganz wichtig: nur echt mit einer weiblichen Berufsbezeichnung auf dem Titel, immer irgendwie eine „starken Frau“ als Heldin ob es passt oder nicht und immer schlecht recherchiert) ist dieser Roman wohltuend anders. Überhaupt, die Geschichte ist bekannt, Heinrich VIII und seine Frauen – und hinterher sind die meisten tot, aber hier wird es aus einer ganz anderen Perspektive gezeigt.

Auch das zweite habe ich schon ausgeliehen: Barbara Beuys, „Die neuen Frauen – Revolution im Kaiserreich: 1900-1914“ . Ein Zufallsfund, Barbara Beuys ist eigentlich immer lesenswert. Ihre Bücher über Hildegard von Bingen und über Paula Modersohn-Becker mochte ich sehr.

Zum dritten kann ich nicht viel sagen, nur dass es Frau Kaltmamsell empfohlen hat, das kann nicht schlecht sein: Naomi Aldermann „Ungehorsam

Das vierte ist „Sie dreht sich um“ von Angelika Overath. Von Overath hat mir „Alle Farben des Schnees. Senter Tagebuch“ gut gefallen. Deswegen mag ich gerne mehr von ihr lesen. Umso gespannter bin ich auf „Sie dreht sich um.“ Es geht um Menschen, genauer gesagt um eine verlassene Frau und um Kunst, genauer gesagt um weibliche Rückenfiguren in der Kunst. Ich bin gespannt.

Beim fünften Buch wird die Auswahl schwierig, auf der Liste sind noch viele Bücher. Es könnte beispielsweise Der perfekte Schweinsbraten“ von Satu Taskinen sein. Ich weiß nicht mehr, wer mit das empfohlen hat aber es klingt sehr schräg. ich werde es wohl lieben oder hassen. Dies kennen allerdings die Büchereien meines Vertrauens nicht. Insofern eher: „Der Distelfink „von Donna Tartt. „Die geheime Geschichte“ war eines der ersten Bücher, die ich auf Englisch gelesen habe, insofern wäre das ein guter Anlass mal wieder etwas auf Englisch zu probieren.

Wer auch über seine Bücherpläne berichten mag, darf gerne mitmachen. Vielleicht Liisa? Ingrid? Lakritze? Karu? Monalisa? oder wer auch immer mag.

 

 

Elli Michler

Das Internet ist praktisch. So schnell gesucht, so schnell gefunden. Manchmal auch zu schnell. Schnell und gründlich verbreiten sich auch Fehler. Auch ich habe zu schnell und nicht gründlich genug recherchiert.  So wies mich jetzt Frau Barbara Michler zurecht darauf hin, dass ich, wie leider so viele, ein Morgenstern-Gedicht mit einem Gedicht ihrer Mutter vermischt habe. Konkret geht es um diese beiden Gedichte:

Ich wünsche dir fürs neue Jahr
das große Glück in kleinen Dosen.
Das alte läßt sich ohnehin
nicht über Nacht verstoßen.

Was du in ihm begonnen hast
mit Mut und rechter Müh’,
das bleibt dir auch noch Glück und Last
in neuer Szenerie.

Erwarte nicht vom ersten Tag
des neuen Jahres gleich zuviel!
Du weißt nicht, wie er’s treiben mag,
es bleibt beim alten Spiel.

Ob gute Zeit, ob schlechte Zeit,
wie sie von Gott gegeben,
so nimm sie an und steh bereit
und mach daraus dein Leben !

Elli Michler

Aus: Elli Michler: Dir zugedacht © Don Bosco Verlag, München

***

Schicksalsspruch

Unhemmbar rinnt und reißt der Strom der Zeit,
in dem wir gleich verstreuten Blumen schwimmen,
unhemmbar braust und fegt der Sturm der Zeit,
wir riefen kaum, verweht sind unsre Stimmen.
Ein kurzer Augenaufschlag ist der Mensch,
den ewige Kraft auf ihre Werke tut;
ein Blinzeln – der Geschlechter lange Reihn,
ein Blick – des Erdballs Werden und Verglut.

Christian Morgenstern

Aus beiden wurde im Internet eine Fassung und die verbreitet sich nun unter dem Namen Morgenstern. So wollte ich die falsche Fassung nicht einfach nur stillschweigend ändern sondern das hier auch wirklich richtig stellen. Gedichte zum neuen Jahr kann man eh immer lesen, denn ist nicht jeder neue Tag wieder wie ein Beginn?

Ich muss zugeben, den Namen Elli Michler kannte ich tatsächlich nicht. Umso erstaunter war ich, als ich merkte, ich kenne tatsächlich Gedichte von ihr. „Ich wünsche Dir Zeit“ ist sicher das bekannteste, aber auch „4 Kerzen“ ist sehr bekannt. Umso wichtiger ist es, die Autorin dieser Zeilen tatsächlich zu nennen und an sie zu erinnern.

Elli Michler ist 1923 in Würzburg geboren, sie kam erst spät dazu, Gedichte zu schreiben. „Da sich Elli Michler durch ihr Schreiben niemals nur schöngeistig betätigen wollte, sondern ihre Gedichte auch gegen die um sich greifende Sinnkrise in den Dienst der Lebenshilfe zu stellen gedachte, ergab sich für sie die Form der Wünsche wie selbstverständlich als Thema.“ schreibt mir ihre Tochter. Seit 1987 sind ihre Gedichte im Don Bosco Verlag erschienen, in immer wieder neuen Auflagen. Von ihrer ersten Wunschgedicht-Sammlung „Dir zugedacht“ gibt es nun schon 22 Auflagen. „Sie konnte das Einzigartige und Besondere im Alltäglichen erkennen und Worte dafür finden.“ schreibt ihr Verlag.

Elli Michler starb am 18.11.2014 aber ihre Gedichte leben weiter. Ihre Gedichtbücher gibt es in großer Zahl beim Don Bosco Verlag weiterhin in immer neuen Aufmachungen zu kaufen. Sie eignen sich sehr als Geschenkbücher. Das Gedicht „Ich wünsche Dir Zeit“ ist auch schon mehrmals vertont worden. Auch eine Autobiografie gibt es („Ich träum noch einmal vom Beginnen“), die werde ich sicher noch irgendwann lesen.

Zum Schluss möchte ich hier noch auf die schöne Seite von Mari zu Elli Michler hinweisen.  Ich bedanke mich bei Frau Barbara Michler für ihren Hinweis und freue mich, dass auf diese Weise eine Autorin etwas bekannter gemacht werden kann.

 

 

 

 

Familiengeheimnisse

„Jede Familie hat gleichermaßen viele Geschichten wie Geheimnisse. Die Geschichten muss man sich unentwegt anhören, damit die Geheimnisse im Dunkeln bleiben“
Adriana Altaras, Titos Brille

Ein Buch, das ich mir aufgrund einer Empfehlung aus der Bücherei geholt habe. Zuerst sprach es mich irgendwie nicht an und dann, kurz bevor ich es abgeben musste, las ich es in einem Zug. Und ich kann es weiterempfehlen.

Ein Buch über Familiengeschichten und Familiengeheimnisse, über Dämonen, über Alltag in Berlin in einer jüdischen Familie mit westfälischem Ehemann, über Erinnerungen, über Italien, das ehemalige Jugoslawien, Kroatien und Deutschland, über Helden und Nicht-Helden, über Heimat und Heimatlosigkeit. Alles ist miteinander verwoben, atemlos und humorvoll erzählt. Das Heitere und Chaotische gefällt mir so an diesem Schreibstil. Adriana Altaras schreibt, als ob sie es einem direkt erzählt. Von einem zum anderen Thema springend, dabei gleichzeitig nachdenklich und humorvoll.

Man kann es nicht beschreiben, man muss es lesen.

Überall hört man von Hitze…

Urlaubshitze

Überall hört man von Hitze,
Manchen trifft sogar der Schlag,
Naß wird man am Hosensitze
Schon am frühen Vormittag.

Damen, denen man begegnet,
Leiden sehr am Ambopoäng:
„Gott! Wenn es nur endlich regnet‘!“
Ist der ewige Refräng.

Oberlehrer und Pastoren
Baden sich in diesem Jahr,
Ihre Scham geht auch verloren,
Und man nimmt sie nackicht wahr.

Busen, Hintern, Waden, Bäuche
Zeigt man heuer lächelnd her,
Und wir kriegen schon Gebräuche
Wie die Neger ungefähr.

Wenn das Barometer sänke,
Käme eine bess’re Zeit
In bezug auf die Gestänke
Und in puncto Sittlichkeit.

Ludwig Thoma

 photo sonnenbaden02.jpg

Und bis der Sommer wieder weg ist: Zitronenlimonade nicht vergessen. Oder Gazpacho

Sie antwortet

 

„Ich habe angefangen, Gedichte auf vallader zu schreiben. es geht seltsam leicht. Gedichte schreiben ist ein Sprechen mit der Sprache. Sie antwortet.“

Angelika Overath, Alle Farben des Schnees