Archiv der Kategorie: sprachliches

Vom Hundertsten ins Tausendste – weitere Redewendungen

Nachdem die mittelalterlichen Redewendungen zum Thema Geld und Reisen immer wieder nachgefragt werden und ich hier von der letztjährigen Recherchephase noch was übrig habe, komtm noch ein Nachschlag:

Zum Thema Geld und Währung hatten wir ja schon einiges, aber warum legt man sein Geld auf die hohe Kante? Eine Erklärung sagt, dass die mittelalterlichen Betten ja einen Himmel, also einen Baldachin (zum Schutz vor Ungeziefer und ähnlichem), hatten. Hierauf legte man seinen Geldbeutel, schließlich war es am sichersten, das Ersparte bei Nacht in der Nähe zu wissen. Auf dem Querbalken des Baldachins gab es wohl manchmal eine Art Geheimfach, in das man sein Geld legen konnte.

Eine andere Erklärung geht vom Rechnen auf Linien aus, dem „Rechnen nach Adam Riese“. Auf einem Rechenbrett gab es 4 Linien für Einer, Zehner, Hunderter und Tausender und darauf wurde mit Hilfe von Rechenpfennigen, die man auf diesen Linien hin und herschob, in den 4 Grundrechenarten gerechnet. Man konnte auch einfach mit Kreide auf den Tisch 4 Linien zeichnen, so konnte überall schnell und exakt gerechnet werden. Blieb bei der Division ein Rest übrig, so wurde er „auf der hohen Kante“ abgelegt. Hier also die zweite Herkunft.

Hat sich ein Rechenpfennig verschoben und landete aus Versehen eine Linie weiter oben oder unten, so kam man „vom Hundertsten zum Tausendsten“, man verrechnete sich also. Diese Redewendung veränderte sich im Laufe der Zeit und nun kam man also vom einen Thema zum anderen, aber Verwirrung wie bei einem Rechenfehler stiftete das auch.

Adam Ries hat natürlich das Rechnen nicht erfunden, er hat das Rechnen auf dem Rechenbrett ausführlich (und auf Deutsch!) beschrieben und es so populär gemacht. Mit dem Abakus wird ja ähnlich gerechnet, schon seit langer Zeit. Und so kommt auch das Kalkulieren vom lateinischen calculare und das heißt ursprünglich mit Rechensteinen rechnen. calx ist auf lateinisch der Kalk aber auch der Spiel- oder der Rechenstein.

Solange man noch mit römischen Zahlen rechnete, konnte man jemand ein X für ein U vormachen. Wenn man bei der Abrechnung statt einem V für 5 ein X für 10 schreibt (was schnell passiert), so berechnet man auf einmal das Doppelte. Und aus dem V wurde später in der Redewendung das U.

Da war es doch eindeutiger, wenn die Schulden auf dem Kerbholz vermerkt wurden. Zumal es beim Kerbholz meist zwei passende Hölzer gab, eines für den Schuldiger und eins für den Gläubiger, die dann zur Überprüfung passend nebeneinander gelegt werden konnten. Und bis man sie bezahlt hatte, hatte man eben noch etwas auf dem Kerbholz.

Und der Geldbeutel, in dem man sein Geld aufbewahrte hieß auch Geldkatze. Deswegen auch der Lauffener Katzenbeißer, dieser Wein war gut und teuer und biss so ein großes Loch in die Geldkatze. Vorsicht vor den Beutelschneidern war natürlich immer wichtig.

Überhaupt musste man ja zu allen Zeiten sein Geld zusammenhalten. Wohl dem, der Soll und Haben im Griff hat und seine Ausgaben berechnen konnte. Denn wenn einer eine Milchmädchenrechnung aufstellt, bleibt vom Geld nicht viel übrig. Die Milchmädchenrechnung geht auf eine Fabel von Johann Wilhelm Ludwig Gleim zurück. Hier läuft eine Bauersfrau mit einer Kanne Milch zum Markt, freut sich schon über den zukünftigen Gewinn, malt sich aus, was sie damit macht und verschüttet vor lauter Freude darüber die Milch. Futsch ist der Gewinn.

Ich hoffe, bei Ihnen ist nun der Groschen gefallen, was Redewendungen zum Thema Geld anbelangt.

 

 

 

 

von Glückspfennigen, Notgroschen und einem Batzen voll Redewendungen

Während ich wieder erste Recherchen für den Denkmaltag anstelle – dieses Jahr ein durchaus spannendes Thema: „Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr“ – fallen mal wieder Redewendungen dabei ab.

Diesmal geht’s ums Thema Geld. Es ist ja interessant, wie die Währungen wechseln und verschwinden, aber durchaus ihre Spuren in der Sprache zurücklassen. Wenn ich irgendwo einen Cent liegen sehe, rufe ich unwillkürlich: „Oh, ein Glückspfennig!“.

Wenn man mal nachforscht, findet man die eine oder andere Redewendung, bei der der Bezug zum Geld schon lange nicht mehr bekannt ist.

Wenn etwas „ein Batzen voll“ ist, weiß man meistens noch, dass der Batzen eine alte Währung ist. Schließlich kennt man noch das Lied: „Ein Heller und ein Batzen, die waren beide mein.“ Und „auf Heller und Pfennig“ lässt man sich heute noch etwas zurückzahlen.

Aber wer weiß denn, dass die Redewendungen
einen Obulus leisten
• sein Scherflein dazu beitragen
• keinen Deut wert sein

auch auf alte Währungen zurückzuführen sind?

Der Obulus, eigentlich Obolos, ist eine kleine antike griechische Münze. Sie blieb in Erinnerung, weil es auch die Münze ist, die den Toten unter die Zunge gelegt wurde, als Fährgeld für den Fährmann Charon, für die Überfahrt über den Fluss Styx in den Hades, die Unterwelt der Toten. Und so blieb der Obulus als Begriff für ein Trinkgeld oder einen kleinen Beitrag erhalten.

Auch der Scherf (scharfer Pfennig, bis ins 18. Jahrhundert in Erfurt verwendet) war eine kleine Münze und so wurde seine Verkleinerung, das Scherflein, zur Redewendung, die auch von Martin Luther mit geprägt wurde.

Und beim Deut kommt die Redewendung genauso wie die Münze aus dem Holländischen. „Hier geb ich keine kupfernen Deut für“ verbreitete sich auch in Deutschland und daraus wurde kurzerhand: „kein Deut“ – in der Bedeutung von nichts. Der Deut war eine kupferne Münze im 17. und 18. Jahrhundert.

In die gleiche Richtung gehen natürlich auch das Quentchen Glück und der skrupellose Mensch. Hier sind es kleine Gewichte, das Skrupel ist ein altes Apothekergewicht also ein Gewicht zum abwiegen von sehr kleinen Mengen. und ein Quent ist der fünfte Teil eines Lots (lateinisch: quintus) – auch hier wieder ein sehr kleines Handelsgewicht. (also ist hier die neue Schreibung Quäntchen absoluter Quatsch, die Herleitung ist eben nicht von Quantum. zu diesem Thema auch immer schön: die Volksethymologie )

Die Doppelbedeutung von Talent als Währung und eben Talent ist ja nun wieder geläufig.

Man sieht also,  die Münzen gehen, die Sprache bleibt. Der Notgroschen wird uns noch lange begleiten. Und auch der Pfennigabsatz wird nicht zum Centabsatz werden…

Weitere Redewendungen demnächst.

Hock kommt nicht von Hocketse

weil es immer wieder gefragt wird….
woher kommt der Name Hock für dieses unsagbare und untrinkbare Getränk, von dem die Engländer behaupten, es wäre Wein?

Nun, das ist relativ einfach: Hock leitet sich ab von Hochheim. Hochheim am Main, daraus wurde auch hockamore. Hochheimer war wohl früher ein Synonym für Riesling und daraus wurde dann deutscher Weißwein allgemein. Also lieblicher Weißwein, nicht trinkbarer Weißwein …

Der Begriff fand vermutlich seine Verbreitung, nachdem Queen Victoria im Jahr 1845 in Hochheim zu Besuch war.

Selbst in ein Sprichwort hat es Hock geschafft: „A good Hock keeps off the doc!“

Anscheinend gab es früher auch backrag – aus Bacharach. Aber das ist mir persönlich noch nicht untergekommen.

Wort des Tages

Was ist die Steigerung von gut?

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hochprima

mit dem Meuchelpuffer auf dem Lotterbett

wiedergefunden: die Wortschöpfungen des Philip von Zesen, ein Sprachpurist des 17. Jahrhunderts. er hatte für eine Menge Fremdwörter Eindeutschungen vorgeschlagen. Einige sind heute noch gebräuchlich: Freistaat für Republik, Grundstein für Fundament, Mundart für Dialekt usw.

Aber viel besser sind die erfolglosen Eindeutschungen

Meuchelpuffer, was ist das? Nein, keine Waffel mit Käse, dies sollte die Pistole ersetzen.
Aus der Mumie machte er eine Dörrleiche, aus dem Harem einen Weiberhof, aus querulieren hätte klägeln werden sollen.
Ein Krautbeschreiber? Klar, ein Botaniker.
Und wie würde man Elektrizität eindeutschen? Blitzfeuererregung ist doch logo …
Und das Kloster ? – wird zum Junfgernwzinger.