Erinnerungsstücke III – Erinnerungen ohne Dinge

Viele Erinnerungen habe ich an meine Großeltern. Seit neustem wohne ich in ihrer früheren Wohnung aber Dinge von ihnen gibt es dort wenig. Ich nenne es eher die Wohnung meiner Großmutter, denn als meine Großeltern noch gearbeitet haben, „wohnten“ sie dort nicht, da schliefen sie nur in dieser Wohnung.

Meine Großeltern hatten eine Bäckerei, gewohnt wurde im „Ladenstübchen“. Seit kurzem wohne ich nun in dieser Wohnung und mir ist die alte Wohnung mit Erinnerungen an so viele Dinge sehr präsent, es ist aber rein gar nichts mehr davon übrig:

  • die Troddel über dem Großelternbett, mit der man das Licht ausmachen konnte.
  • die Prilblumen in der Küche an den Fliesen.
  • die Musiktruhe mit Wechselplattenspieler – 10 Singles auf einmal, was für ein Luxus! Hier begann meine „musikalische Bildung“, mit so unterschiedlichen Stücken wie: Kalkutta liegt am Ganges … aber auch die kleine Nachtmusik.
  • das Bad mit den hellblauen Fliesen – ohne Heizung, dafür mit einem Heizstrahler, auch mit Schnur zum Ziehen …

… all dies ist nicht mehr vorhanden.

Die stärksten Kindheitserinnerungen an meine Grosseltern sind sowieso nicht Dinge. Beim Läuten der Kirchenglocken der Kirche in ihrer Nachbarschaft denke ich immer an die anderen Grosseltern, da werde ich förmlich in die Kindheit zurückgebeamt, an die Spieltage in ihrem großen Garten, mit Cousins und Kusinen (schreibt man das wirklich so?? Ich sag immer Vettern und Basen…) In dieser Kirche war ich noch gar nie, aber ihr Läuten verkörpert dennoch ein Stück Heimat für mich.

Und wenn ich nun in der neuen Wohnung abends im Bett liege, das Zimmer geht zur Straße hinaus, wenn dann in der Nacht ein Auto vorbeifährt und der Lichtschein der Autoscheinwerfer über die Zimmerdecke streift – dann werde ich wieder ganz klein und liege im Schlafzimmer meiner Großeltern, ich weiß, dass meine Großeltern noch im Wohnzimmmer sind und auf mich aufpassen und alles ist gut …

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4 Antworten zu “Erinnerungsstücke III – Erinnerungen ohne Dinge

  1. du hast es gut- hört sich durch und durch von wärme und geborgenheit durchdrungen an…

  2. ich hab schöne und nicht so schöne erinnerungen, zeiten der geborgenheit und zeiten grosser verzweiflung. wichtig ist halt, die schönen erinnerungen zu sammeln und zu bewahren.

  3. Pingback: Die Glocken wecken den Dicken Turm – erstes Esslinger Glockenkonzert | Doppelblog's Weblog

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