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Ich steh an Deiner Krippe hier, 14. Tür

14. Tür

Warum der Engel lachen musste

Die bevorstehende Geburt des Christkinds bereitete den Engeln ziemliches Kopfzerbrechen. Sie mussten nämlich bei ihren Planungen sehr vorsichtig sein, damit die Menschen auf Erden nichts davon bemerkten. Denn schließlich sollte das Kind in aller Stille geboren werden und nicht einen Betrieb um sich haben, wie er in Nazareth auf dem Wochenmarkt herrschte.Probleme gab es auch bei der Innenausstattung des Stalles von Bethlehem. An der Futterraufe lockerte sich ein Brett aber hat jemand schon einmal einen Engel mit Hammer und Nagel gesehen?! Das Stroh für das Krippenbett fühlte sich hart an, das Heu duftete nicht gut genug, und in der Stalllaterne fehlte das Öl.

Aber auch was die Tiere anbetraf, gab es allerhand zu bedenken. Genau an dem für den Engelschor auserwählten Platz hing ein Wespennest. Das musste ausquartiert werden. Denn wer weiß, ob Wespen einsichtig genug sind, um das Wunder der Heiligen Nacht zu begreifen? Die Fliegen, die sich Ochse und Esel zugesellt hatten, sollten dem göttlichen Kind nicht um das Näslein summen oder es gar im Schlafe stören. Nein, kein Tier durften die Engel vergessen, das etwa in der hochheiligen Nacht Unannehmlichkeiten bereiten könnte.

Unter dem Fußboden im Stall wohnte eine kleine Maus. Es war ein lustiges Mäuslein, das sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, höchstens, wenn die Katze hinter ihm her war. Aber dann flüchtete es schnell in sein Mäuseloch zurück. Im Herbst hatte die Maus fleißig Früchte und Körner gesammelt; jetzt schlief sie in ihrem gemütlichen Nest. Das ist gut, dachte der verantwortliche Engel, wer schläft, sündigt nicht, und bezog die Maus nicht weiter in seine Überlegungen ein.

Nach getaner Arbeit kehrten die Boten Gottes in den Himmel heim. Ein Engel blieb im Stall zurück; er sollte der Mutter Maria in ihrer schweren Stunde beistehen. Damit aber keiner merkten konnte, dass er ein Engel war, nahm er seine Flügel ab und legte sie sorgsam in eine Ecke des Stalles. Als die Mutter Maria das Kind gebar, war sie sehr dankbar für die Hilfe des Engels. Denn kurz darauf kamen schon die Hirten, nachdem sie die frohe Botschaft gehört hatten, und der Hütehund und die Schafe. Obwohl die Männer sich bemühten, leise zu sein, und sozusagen auf Zehenspitzen gingen, klangen ihre Schritte doch hart und der Bretterboden knarrte. War es da ein Wunder, dass die Maus in ihrem Nest aufwachte? Sie lugte zum Mäuseloch hinaus und hörte die Stimme „Ein Kind ist uns geboren …“, konnte aber nichts sehen.

Neugierig verließ sie ihr schützendes Nest und schon war die Katze hinter ihr: Schnell wollte das Mäuslein in sein Mäuseloch zurück, aber ein Hirte hatte inzwischen seinen Fuß darauf gestellt. „Heilige Nacht hin oder her“, sagte die Katze zu der entsetzten Maus, „jetzt krieg ich dich!“

Und damit ging die wilde Jagd los. Die Maus in ihrer Angst flitzte von einer Ecke in die andere, sauste zwischen den Beinen der Hirten hindurch, huschte unter die Krippe und die Katze immer hinterher: Zwischenzeitlich bellte der Hütehund und die Schafe blöckten ängstlich. Irgendwo gackerte aufgeregt eine Henne.

Die Hirten wussten nicht recht, was los war, denn eigentlich waren sie gekommen, um das Kind anzubeten. Aber sie konnten ja ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen, und alles rannte durcheinander: Es ging zu wie in Nazareth auf dem Wochenmarkt. Als die Engel im Himmel das sahen, ließen sie buchstäblich ihre Flügel hängen. Es ist tröstlich zu wissen, dass auch so unfehlbare Wesen wie Engel nicht an alles denken. Das Mäuslein indessen befand sich in Todesangst. Es glaubte seine letzte Sekunde schon gekommen, da flüchtete es in seiner Not unter die Engelsflügel. lm gleichen Moment fühlte es sich sachte hochgehoben und dem Zugriff der Katze entzogen. Das Mäuslein wusste nicht, wie ihm geschah. Es schwebte bis unters Dachgebälk, dort hielt es sich fest. Außerdem hatte es jetzt einen weiten Blick auf das ganze Geschehen im Stall.

Die Katze suchte noch ungläubig jeden Winkel ab, aber sonst hatte sich alles beruhigt. Der Hütehund, bewachte die ruhenden Schafe. Die Hirten knieten vor der Krippe und brachten dem Christkind Geschenke dar. Alles Licht und alle Wärme gingen von diesem Kinde aus. Das Christkind lächelte der Maus zu, als wollte es sagen, „Gell, wir wissen schon, wen die Katze hier herunten sucht“. Sonst hatte niemand etwas von dem Vorkommnis bemerkt.

Außer dem Engel, der heimlich lachen musste, als er die Maus mit seinen Flügeln sah. Er kicherte und gluckste trotz der hochheiligen Stunde so sehr, dass sich der heilige Josef schon irritiert am Kopf kratzte.

Es sah aber auch zu komisch aus, wie die kleine Maus mit den großen Flügeln in die Höhe schwebte. Die erstaunte Maus hing also oben im Dachgebälk in Sicherheit.

Und ihre Nachkommen erzählen sich noch heute in der Heiligen Nacht diese Geschichte. Macht ihnen die Speicher und Türme auf, damit sie eine Heimat finden – die Fledermäuse – wie damals im Stall von Bethlehem.

Verfasser unbekannt

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Ich steh an Deiner Krippe hier, 13. Tür

13. Tür

Der Esel

Eingemummt in meine Lieblingsdaunenjacke stapfe ich über den Christkindlmarkt: neben mir, mit hochgeklapptem Kragen und dicken Schals um den Hals mein Mann und unsere beiden Töchter.

Langsam bummeln wir von Stand zu Stand: kosten bei den gebrannten Mandeln, schnuppern an den Bienenwachs-Kerzen. Und dann schauen wir uns Krippenfiguren an.

Diese kleinen Gestalten begeistern mich immer wieder. Bayerisch-barocke Miniatur-Hirten in Lederhosen, gibt es da und Könige im prächtigen Orientlook. Schließlich landen wir bei den Tieren: Schafe, Kamele, Ochs und Esel.

Ein Esel fällt mir besonders auf. Breitbeinig, den Kopf keck erhoben, als ob er jeden Moment sein IA losschmettert. Ein hübscher Kerl. Ich drehe ihn in der Hand.

Der Esel, der in unserer Krippe zu Hause steht, ist lang nicht mehr so ansehnlich. Vor zwei Jahren hat er sein linkes Ohr verloren. Wir fanden es später, ganz unten im Karton, wo er das Jahr über eingepackt liegt. Die dünne Klebenaht, die er jetzt am Ohransatz trägt, ist kaum zu sehen. Aber alle aus unserer Familie kennen sie natürlich.

Ich habe den fremden Esel immer noch in der Hand, als meine Töchter zu mir drängen. Stirnrunzelnd schaut mich die Jüngere an. Willst du etwa DEN da….? Nein, das war nur ein Idee.

Vorsichtig stelle ich die Figur wieder zurück auf den Verkaufstresen. Nein, so ein makellos perfekter Esel würde nicht zu uns passen. Die Spuren von Glück und Leid – Lebensspuren sind es, die einen Esel interessant machen. Und uns Menschen auch. So, wie wir sind gehören wir zu Weihnachten an die Krippe.
Auf ein Wort, Katrin Weidemann

***

Guter Gott,
wir wünschen uns die langen Ohren des Esels; vielleicht wären wir dann aufmerksamer für die leisen Töne von Weihnachten: für die Stimmen der Engel, das Weinen und Lachen des Kindes in der Krippe und das Brummen des Ochsen neben uns; wir wünschen uns die große Zunge des Ochsen; vielleicht könnten wir dann die Freude besser spüren, schmecken und fühlen, die Du unter uns weckst;
wir wünschen uns die Einfachheit des Esels und die Schwerfälligkeit des Ochsen; vielleicht würden wir dann nicht ständig weglaufen vor dir, sondern an der Krippe stehen und das Wunder von Weihnachten bestaunen

Aus einer Weihnachtskarte

Ich steh an Deiner Krippe hier, 12. Tür

12. Tür

Das Wichtigste im Leben finden wir nicht etwa durch intensive Suche, sondern so, wie man etwa eine Muschel am Strand findet. Im Grunde findet es uns.
Unbekannt

„Wenn man das Unsichtbare begreifen will, muss man so tief wie möglich ins Sichtbare eindringen“.
Max Beckmann

***

Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas ist kurz und knapp gehalten. Kein Wort ist zuviel, fast jedes kennt sie auswendig. Aber um sie begreifbar zu machen, wird ja immer wieder nach neuen Erzählungen gesucht. Oder nach neuen Medien. Und so geht auch diese Geschichte mit der Zeit:

So würde sie heute erzählt werden:

Und Josef ist auf Twitter zu finden.  Hier kann man es kompakt nachlesen.

Dieses Jahr kann man sich die Weihnachtsgeschichte auch per Whats App erzählen lassen. Seien Sie live dabei…

Hier bei der Evangelischen Kirche im Rheinland gibt es Weihnachten multimedial zu schauen und zu hören.

Aber welches Medium wir auch nehmen, es hängt von uns ab, wie wir diese Geschichte hören und sehen und begreifen. Und es hilft, sie auch mal gegen den Strich zu bürsten.

„Bei einem Weihnachtsgottesdienst, den ich vor ein paar Jahren hielt, hörte ich einen Jungen seufzen: „O Mann, die Geschichte kenn ich schon!“ Ich habe gelacht und gesagt: „Weißt du, du wirst sie jedes Jahr wieder hören am Heiligen Abend in der Kirche. Aber du wirst sie anders hören, weil du dich veränderst.“ So ist das mit Weihnachten: Jedes Jahr hören wir die Nachricht von Gottes Kommen auf die Erde wieder anders (…): weil wir uns verändern, unser Leben, weil die Welt anders wird.“
Margot Käßmann.

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Weihnachtsgesang im Kloster
(nach einer mündlichen Überlieferung)

Vor der Stadt lag ein Kloster. Als dort die Mönche noch jung gewesen waren, sangen sie mit voller Kehle die alten Melodien und waren dafür weit und breit bekannt gewesen. Jeden Sonntag pilgerten die Menschen aus der Stadt zu ihnen hinaus, um ihrem Gesang zu lauschen.
Über die Jahre waren die Mönche alt geworden und nur noch drei waren am Leben. Ihre Stimmen klangen nicht mehr jung und frisch, sie waren verbraucht. Der Eine traf nicht mehr den richtigen Ton, der Andere brummte nur noch vor sich hin. Und der Dritte konnte den Rhythmus nicht mehr halten: einmal sang er zu schnell voraus, das nächste Mal verschleppte er den Gesang. Es war ein Jammer. So wie sie selbst ein Bild des Jammers geworden waren, so war ihr Gesang nur noch kläglich. Auch die Menschen der Stadt blieben fort, weil der Gesang ihre Herzen nicht mehr mit Freude erfüllen konnte.

Nun stand Weihnachten vor der Tür. Am Heiligen Abend klopfte es an der Klosterpforte. Ein junger Mann bat um Einlass. Er sei ohne Geld und könne für die Unterbringung nichts geben, nur singen könne er gut. Die Mönche betrachteten ihn als Rettung für den Gesang in dieser Heiligen Nacht und für den nächsten Weihnachtstag. Und so war es auch. Der junge Mann sang und seine Stimme begeisterte alle. Am nächsten Morgen kam der Engel vorbei, der zu den Mönchen in jedem Jahr am Weihnachtstag gekommen war. Er machte ein betrübtes Gesicht und die Mönche fragten ihn nach dem Grund seiner Trauer.„Ich habe euren Gesang vermisst!“, gab er ihnen zur Antwort. „Das ist doch nicht möglich“, meinten die drei Mönche. „Wir hatten einen jungen Mann bei uns, der alle mit seinem Gesang froh gestimmt hat. Wir können selbst doch nicht mehr singen.“„Ich weiß“, sagte der Engel. „Aber es war immer der Klang eurer Stimmen, die haben jetzt gefehlt. Mit dem, wie ihr gesungen habt, nicht mehr klar und rein, hattet ihr Gott gefallen. Das war mehr wert als der Gesang an sich. Mit eurer Mühe und eurem Scheitern habt ihr Gott mehr gefallen als mit dem fremden Gesang in dieser Nacht.“

 

 

 

Ich steh an Deiner Krippe hier, 11. Tür

11. Tür
„Letzthin, im Zug, direkt neben dir, das elend-fröhliche Digitalpiepsen eines Handys, und du weisst, jetzt wirst du die Seite nicht in Ruhe zu Ende lesen können, du wirst mithören müssen, wo die Unterlagen im Büro gesucht werden sollten oder warum die Sitzung auf nächste Woche verschoben ist oder in welchem Restaurant man sich um 19 Uhr trifft, kurz, du bist auf die unüberhörbaren Schrecknisse des Alltags gefasst – und da kramt der junge Mann sein Apparätchen aus der Tasche, meldet sich und sagt dann laut:
„Nein! – Wann? – Gestern Nacht? – Und was ist es? – Ein Bub? – So herzig! – 3 1/2 Kilo? – Und wie geht es Jeannette? – So schön! Sag ihr einen Gruss, gell! – Wie? – Oliver?. . .“
Und über uns alle, die wir in der Nähe sitzen und durch das Gespräch abgelenkt und gestört werden, huscht ein Schimmer von Rührung, denn soeben haben wir die uralte Botschaft vernommen, dass uns ein Kind geboren wurde.“
Franz Hohler

Die Weihnachtsgeschichte: Gott wird Mensch. Das sagt sich immer so abstrakt. Und auch auf Darstellungen ist das ja immer sehr liebevoll und niedlich. Ein kleines Kind in der Krippe oder oft sogar ein kleiner Erwachsener. Tatsächlich heißt das aber: Gott wird als Mensch geboren. Gott wird von einer Frau zur Welt gebracht – eben etwas sehr Körperliches. Mit Schreien und Schmerzen und Blut, eben eine menschliche Geburt. Gott kommt als kleines Kind zur Welt – ein Kind, das in enger Verbindung zu seiner Mutter steht, 9 Monate in ihr lebte, von ihr abhängig ist. Das ist das Unglaubliche und in seiner Konsequenz wohl auch gar nicht zu begreifen. Kein ferner Götterhimmel, nein, ganz, ganz menschlich, bis in die letzte Konsequenz.

Die Jungfräulichkeit Marias – die ist mir nicht wichtig, im Gegenteil ich finde sie sogar (ver)störend. Sie macht aus Maria ein asexuelles Wesen. Aber diese Vorstellung kam ja auch erst später auf. Wunderbar sind ja viele Geburten in der Bibel, Frauen, die nie schwanger werden konnten und dann doch noch ein Kind bekommen können. Und wunderbar ist im Grunde jede Geburt.

Gauguin, Geburt Christi
Paul Gauguin, Geburt Christi, des Gottessohnes – Te tamari no atua (1896), aus: Zeno.org

„Nein, das Wunder ist, dass Gott seinen Sohn nicht in einem Palast hat zur Welt kommen lassen, sondern von einer einfachen Frau in einem kleinen Ort in Galiläa. Gott will sich nicht mit der Macht und dem Glanz verbünden, sondern lässt sich auf einen einfachen Menschen des Volkes ein. Das Wichtige bei Jesus ist nicht seine Verwandtschaft, sondern das, was er sagt. Die Frage der Jungfräulichkeit ist ja auch erst im 3. und 4. Jahrhundert aufgekommen.“
Maria Jepsen

***

Wise men?

Ich steh an Deiner Krippe hier, 10. Tür

10. Tür

Unser Taxi schaffte in jener Vorweihnachtszeit in New York in fünfzehn Minuten gerade mal zwei Häuserblocks. „Dieser Verkehr ist eine Katastrophe“, schimpfte mein Begleiter. „Er nimmt mir das ganze bisschen Weihnachtsstimmung, das ich habe.“ Mein anderer Begleiter war philosophischer. „Es ist unglaublich“, sinnierte er, „ganz und gar unglaublich. Denkt doch bloß – ein Kind, das vor über zweitausend Jahren mehr als achttausend Kilometer von hier entfernt geboren wurde, verursacht heute auf der Fifth Avenue in New York ein Verkehrschaos.“
Norman Vincent Peale, Heute fängt Dein Leben an. Zürich

Im Grunde zieht sich ja durch die ganze Weihnachtsgeschichte die Botschaft durch: Wichtig sind die Schwachen, die Einfachen, die Naiven, die Kleinen. Maria – eine einfache, junge Frau, Elisabeth – eine kinderlose und somit verachtete Frau, Josef – ein alter Mann, der sich von seiner Braut überrumpeln lässt, die Hirten – Menschen am Rande der Gesellschaft. Aber die Schwachen können die Welt verändern.

Am schönsten zeigt dies diese Hirtengeschichte:

Der Tölpel

Unter den Hirten auf dem Feld
in Betlehem
war auch ein Einfältiger.
Er wurde von den andern nur Tölpel genannt.

Als eines Nachts
der Engel des Herrn erschien
um Ihnen die Geburt Christi anzukündigen
begriff der Tölpel seine Worte nicht.
Aber überwältigt von dem Glanz
der von dem Engel ausging
fiel auch er
im Innersten erschrocken
auf die Knie.

Und als die andern
wie der Engel es Ihnen gesagt hatte
sich aufmachten
das Kind zu finden
wollte auch er mit ihnen gehen.

Aber die Hirten
schämten sich seiner
denn sein Gewand war zerrissen
sein Bart struppig
und der Ausdruck
seines Gesichts blöd.

„Bleib du hier
bei den Schafen und beim Feuer“
sagten sie.
„Das Kind das wir suchen
ist kein gewöhnliches Kind
sondern ein König.
Einen Tölpel wie du einer bist
kann er nicht brauchen.“

Doch der Tölpel
ließ sich von ihren Worten
nicht einschüchtern.
Er lief ihnen nach
auch wenn er Mühe hatte
zu folgen.

„Was willst du
ihm denn schenken?“
spotteten sie.
Da sah der Tölpel erst
daß sie beladen waren
mit Milch und Honig
mit Wolle von den Schafen
mit Käse und Brot.

Daran hatte er nicht gedacht.
Er wurde sehr betrübt.
Aber auf einmal
heiterte sich seine Miene auf
und er rief voller Stolz:
„Ich könnte die Fliegen
von seinem Gesicht verscheuchen.

„Was glaubst du eigentlich!“
riefen die andern zurück.
„Dazu sind die Engel da!“

Der Tölpel wurde sehr traurig.
Aber auf einmal heiterte sich
seine Miene wieder auf
und er rief voller Stolz:
„Ich könnte seine Füße reiben
um es zu wärmen.“

„Was glaubst du eigentlich!“
riefen die andern zurück.
„Dazu sind die Engel da!“

Der Tölpel fing an zu weinen.
Aber auf einmal heiterte sich seine Miene
zum dritten Mal auf
und er rief voller Stolz:
„Ich könnte ihm ein Lied singen
damit es schlafen kann.“

„Was glaubst du eigentlich!“
riefen die andern zurück.
„Dazu sind die Engel da!“

Der Tölpel war nun sehr betrübt
sehr traurig und weinte.
Aber er gab nicht auf.
Er wollte den König
und die Engel
die von seinem Gesicht
die Fliegen verscheuchten
die seine Füße rieben
und ihm ein Lied sangen
wenigstens von weitem sehen.

Endlich standen die Hirten
vor dem Stall
und sie fanden das Kind
in einer Krippe liegen
arm und bloß.

Maria und Josef
hatten mit den vielen Gästen
alle Hände voll zu tun
denn nicht nur die Hirten
sondern auch die drei Könige
hatten den Weg
zur Krippe gefunden.

„Ach seufzte Maria.
„wenn ich nur jemanden hätte
der dem Kind die Fliegen verscheucht
der ihm die Füße reibt
und ihm ein Schlaflied singt!“

Da trat der Tölpel näher.
Und als er weit und breit
keinen Engel sah
da wischte er seine Tränen ab
lachte vor Freude und
und kniete
vor der Krippe nieder.

Er verscheuchte die Fliegen.
Er rieb dem Kind die Füße
um es zu wärmen
und sang ihm ein Lied
bis es einschlief.

Maria und Josef
und die drei Könige staunten.
Die Hirten aber schämten sich
und nahmen ihn auf dem Heimweg
in ihre Mitte
Sie wußten nun
daß der neue König
auch den Tölpel braucht.

aus dem Buch: „Wir haben das Kind gesehen. Verlag Herder Freiburg