Motto für 2018
Start where you are.
se what you have.
Do what you can.
Arthur Ashe
Veröffentlicht unter Nicht kategorisiert
Weihnachten, Neujahr, Rauhnächte, zwischen den Jahren. Ich lebe immer noch dazwischen. Bin froh, dass das alte Jahr rum ist und mag das Neue noch nicht anfangen.
Das alte Jahr war ein schwieriges. Es begann mit Schmerzen und Krankheiten und hat sich nur unwesentlich verbessert. Beruflich kam auch einiges unschöne dazu, so dass das vorherrschende Gefühl fast durchgehend Müdigkeit und Erschöpfung hieß. Nicht schön zu merken, wie man so langsam verbittert wird.
Manche Krankheiten bekamen Namen und wurden so vertraut. Herr Hashimoto gehört jetzt zur Verwandtschaft. Ein wenig wie ein etwas anstrengender, alter Erbonkel, nur die Erbschaft habe ich schon jetzt bekommen. Andere Krankheiten, die in der Verwandtschaft auftauchen, werden auch mit Namen nicht ertragbar.
Die berufliche Erschöpfung macht mich menschenscheu, ich hatte keine Kraft mehr, auf Leute zuzugehen, dabei wäre es gerade jetzt so notwendig. Insofern trenne ich mich gerne vom alten Jahr. 2010 trauere ich nicht hinterher.
Allerdings, was das Neue Jahr bringt, ist sicher nicht besser. Kurz vor Weihnachten bekamen wir die Nachricht, dass meine Mutter schwer krank ist. Ohne wirkliche Hoffnung auf Besserung.
Dankbar bin ich aber dennoch. Zum einen über ein schönes Weihnachtsfest, das wir – im Wissen, dass es das letzte vollzählige in dieser Runde ist – dennoch oder gerade deswegen genießen konnten. Der Klabauter hat es übrigens noch zu uns geschafft, nach über 6 Stunden Fahrt auf verschneiten Autobahnen. Umso froher war ich darum. Über den Klabauter an meiner Seite. Auch wenn er die meiste Zeit weit weg ist, kriegen wir das ganz gut hin. 10 Jahre Fernbeziehung ist ja auch nicht ohne. Und darüber, dass wir, angesichts der beruflichen schwierigen Situation einigermaßen gut über die Runden gekommen sind.
Auch die Musik war mir dieses Jahr eine große Hilfe. Angeregt durch das Buch von Luise Reddemann über die Bachkantaten habe ich mir tatsächlich eine Komplettaufnahme der Bachkantaten gegönnt. (Ton Koopmann, falls es jemand interessiert) Und kann jetzt wahrscheinlich bis an mein Lebensende in Kantaten schwelgen. Ansonsten, neueste Entdeckung im nichtklassischen Bereich: Zaz. Einfach nur gut.
Und bloggen hilft, die Gedanken zu sammeln, den Blick zu weiten, über die eigenen Befindlichkeiten hinauszuschauen, Schönes zu entdecken. Auch wenn’s hier unregelmäßig weitergeht und auch wenn es schon längst ein Mono-blog statt ein Doppelblog geworden ist (ich weiß nicht mal, ob Leasa noch mitliest), es geht hier weiter.
Zwei Lektionen hat das Jahr bereit:
Es lohnt sich nicht, sich über Vergangenes zu ärgern und daran kleben zu bleiben. Nach vorne zu schauen, Kränkungen abschütteln und vorwärts zu gehen ist allemal besser. Man kann aus allen Situationen etwas lernen, aber man kann sie nicht mehr im Nachhinein ändern. Leider ist mühsam, wenn andere diese Lektionen nicht lernen wollen und einen selbst in diesen Sumpf mit herein ziehen. Rache ist kleingeistig und schlägt irgendwann auf einen selbst zurück, da bin ich mir sicher. Umso mehr ist es für mich eine Lektion, an der ich dran bleiben möchte. Das hilft gegen das Verbittern.
Die zweite Lektion für dieses Jahr ist das von Tag zu Tag leben, annehmen was kommt, genießen, was da ist. Notgedrungen müssen wir es „en famille“ lernen, aber so oder so ist es kein schlechtes Thema für das kommende Jahr.
So werden beide Lektionen zum Lebensmotto fürs nächste Jahr.
Der Neujahrswunsch des vergangenen Jahres war, „dass ich die Wurzel der Kraft in mir wahre“, diesem Wunsch habe ich auch für dieses kommende Jahr. Für mich und auch für andere.
Und so schließe ich mit dem immer wieder geliebten Biermann-Lied. Auf dass wir nicht verbittern und die Hoffnung behalten, egal was auch kommt. Das wünsche ich uns allen und ein hoffnungsvolles Neues Jahr!
Ermutigung
(Peter Huchel gewidmet)
Du, lass dich nicht verhärten
in dieser harten Zeit.
Die allzu hart sind brechen,
die allzu spitz sind stechen
und brechen ab sogleich.
Du. lass dich nicht verbittern
in dieser bittren Zeit.
Die Herrschenden erzittern –
sitzt du erst hinter Gittern –
doch nicht vor deinem Leid.
Du, lass dich nicht erschrecken
in dieser Schreckenszeit.
Das wollen sie bezwecken,
dass wir die Waffen strecken
schon vor dem großen Streit.
Du, lass dich nicht verbrauchen,
gebrauche deine Zeit.
Du kannst nicht untertauchen,
du brauchst uns und wir brauchen
grad deine Heiterkeit.
Wir wolln es nicht verschweigen
in dieser Schweigenszeit.
Das Grün bricht aus den Zweigen,
wir wolln das allen zeigen,
dann wissen sie Bescheid.
(Wolf Biermann)
(es gibt kein schlechtes Wetter zum Fotografieren…)
Mein Neujahrswunsch
Was ich erwünsche vom neuen Jahre?
Dass ich die Wurzel der Kraft mir wahre,
Festzustehen im Grund der Erden,
Nicht zu lockern und morsch zu werden,
Mit den frisch ergrünenden Blättern
Wieder zu trotzen Wind und Wettern,
Mag es ächzen und mag es krachen,
Stark zu rauschen, ruhig zu lachen,
So in Regen wie Sonnenschein
Freunden ein Baum des Lebens zu sein.
Karl Henckell (1864-1929)
Ich wünsche Euch und uns allen einen besseren Ausblick ins Neue Jahr als auf diesem Foto. Klarsicht und Weitsicht und Übersicht für alles Kommende.
Und einfach gesagt: auf ein Gutes Jahr!
Ein Jahr ist nichts, wenn man’s verputzt,
ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt.
Ein Jahr ist nichts; wenn man’s verflacht;
ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht.
Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt;
in eigenem Sinn genossen und gestrebt.
Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot,
das uns im Innern nicht ein Neues bot.
Das Jahr war viel, in allem Leide reich,
das uns getroffen mit des Geistes Streich.
Ein leeres Jahr war kurz, ein volles lang:
nur nach dem Vollen misst des Lebens Gang,
ein leeres Jahr ist Wahn, ein volles wahr.
Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.
Hanns Freiherr von Gumppenberg (1866-1928 )
Ich wünsche allen ein volles, rundes aber nicht vollgepacktes Jahr!
Langsam einsteigen…
Diese Nacht ist ein Fluss.
Mein Bett ist ein Kahn.
Vom alten Jahr stosse ich ab.
Am neuen lege ich an.
Morgen springe ich an Land.
Dies Land, was ist’s für ein Ort?
Es ist keiner, der’s weiss.
Keiner war vor mir dort.“
Josef Guggenmos