
Hebt man den Blick, so sieht man keine Grenze
Wir brauchen die Nächte, um die Sterne zu entdecken
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Wie ich schon berichtet habe, waren wir Anfang des Jahres in Köln im Museum Schnütgen bei der Ausstellung über die Heiligen Drei Könige. Es war unglaublich interessant, die Darstellungen über die Jahrhunderte zu verfolgen, sie haben sich ja sehr gewandelt. Es ist ja bekannt, dass die heiligen drei Könige weder genau drei Personen waren noch tatsächlich Könige. Sie waren Weise oder Sterndeuter aus der Ferne. So wurden sie früher ganz anders dargestellt.
Eine sehr beeindruckende Darstellung ist das Epitaph von Severa aus dem 3./4. Jahrhundert, also wirklich sehr, sehr alt. Ich mag diese Darstellung sehr, vor allem, wie gezeigt wird, wie die drei Weisen eilend aus der Ferne ankamen. Es sind nur wenige Striche, aber die drei wehenden Schals zeigen doch perfekt, wie sehr sie sich beeilt haben. Wie einfach gezeichnet und doch auf das Wesentliche reduziert. „Wir eilen zur Krippe“
Auf vielen sehr alten Darstellungen haben sie noch exotische Kopfbedeckungen auf, zum Teil phrygische Mützen – ich sage ja immer Mainzelmännchenmützen dazu (aber das wäre ein eigenes Thema… ).
Eine weitere Lieblingsdarstellung habe ich, das ist ein Kapitell aus Autun aus dem frühen 12. Jahrhundert. Hier liegen die drei heiligen Könige und schlafen. Die Reise ist weit und irgendwann muss man sich ja mal erholen. Hier sind es nun Könige und ich mag an dieser Darstellung wie alle drei Könige unter einer Decke stecken (und was für eine prächtige Decke) und wie sie selbstverständlich mit Krone schlafen.
Zwei der drei Könige schlafen. Der dritte ist gerade von einem Engel geweckt worden, ganz sanft berührt er ihn und zeigt gleichzeitig auf den Stern. Das ist Euer Ziel, Ihr wollt zum Licht ziehen. Verliert nicht Euer Ziel aus den Augen, orientiert Euch am Licht. Wahrscheinlich brauchen wir immer wieder diese Hinweise, verliert den Blick auf die Sterne nicht aus dem Ziel Oder wie Leonardo da Vinci sagte: „Binde deinen Karren an einen Stern.“
Und wann wäre der passende Moment, wenn nicht jetzt, nach der Wintersonnwende. Es geht wieder aufwärts, orientiert Euch am Licht!
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Dem Stern folgen
Schlafen
träumen
geweckt werden
aufwachen
aufstehen
nicht genau wissen
sich an den Traum erinnern
auf den Weg machen
Lasten abwerfen
durch Wüsten ziehen
die Richtung verlieren
andere nach dem
Weg fragen
ausgelacht werden
ein Ziel haben
das Ziel nicht aus den
Augen verlieren
dem Stern folgen
einen Schritt
nach dem anderen
machen
an Oasen rasten
noch einmal losgehen
müde werden
stolpern
wieder aufstehen
weitergehen
an der Krippe
ankommen
keinen Königspalast
vorfinden
wie erwartet
trotzdem glauben
Hermann Josef Coenen