Wir haben ja viele Tassen gezeigt und gesehen, große, kleine, teilweise auch Tassen an ungewöhnlichen Orten. Aber interessant ist ja auch, wo man seinen Kaffee trinkt.
Das Kaffeehaus war immer etwas anderes wie eine Kneipe. Es wurde in vielen Ländern ein politischer oder kultureller Ort, Orte des Gedankenaustausches, der Diskussion, des Verhandelns und der Bildung. Das literarische Kaffeehaus ist immer ein Begriff gewesen, ich sage nur „Tante Jolesch“. Manche Kaffeehäuser waren regelrechte Redaktionslokale. Vor allem in Frankreich, England und den Niederlanden spielte das Kaffeehaus eine große Rolle
Nicht so in Deutschland. In einem Land ohne Kolonien war der devisenraubende Kauf von Kaffee nicht gerne gesehen:
„Die Deutschen machen sich zunächst einmal lustig über den „Aufruhr um den Kaffee“ und die „türkischen Sitten“ in der Hauptstadt des Erzfeindes Frankreich. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schwappt die Welle der Kaffeemanie herüber. Allerdings bedeutet der Kaffeekonsum für ein Land, das keine Kolonialmacht ist und über keine großen Kaffee- oder Teeplantagen verfügt, einen herben Verlust von Devisen, enorme Geldmengen gehen außer Landes. Politisch sind die Kaffeebohnen also nicht gerne gesehen. So kommt es, dass, abgesehen von den Handelsstädten Hamburg und Leipzig, Kaffeehäuser im Deutschland des 18. und frühen 19. Jahrhunderts keine große Bedeutung haben. Und dort, wo doch welche eröffnet werden, haben sie einen anderen Charakter als etwa die Cafehäuser in Paris oder London. Sie sind oft plüschig- gemütlich und stehen in engster Verbindung zu einer Konditorei, deren schwer verdauliche Torten den Geist nicht leicht in hohe Lüfte schwingen lassen.
In deutschen Cafés wird keine Revolution ausgeheckt, diese Epoche wird in deutschen Cafehäusern übersprungen. Hier wird der Kaffee gleich ein privat-häusliches Getränk. Anstelle von geschäftiger – oder literarischer – Kaffeehausatmosphäre herrscht die Idylle; das „innige Verwachsensein des neuen Trankes mit der Gemütlichkeit des Familienlebens“.
aus SWR2, Zuhause bin ich nicht zuhaus – Radiosendung über Gaststätten, kann man auch nachlesen.
Und so wurde aus dem öffentlichen Kaffeehaus in Deutschland der private Kaffeeklatsch.
Übrigens blieb der sehr private Charakter auch der Kaffees lange erhalten. Und auch das etwas anrüchige des Kaffeetrinkens. Ich denke jetzt nicht an Bach und seine Kaffeekantate, nein auch noch im letzten Jahrhundert hatte das ins Kaffee gehen – zumindest bei uns im Schwäbischen immer noch den Geschmack des gottlosen Müßiggangs – der Pietismus lässt grüßen. Wer ein gut gehendes Kaffee betreiben wollte, durfte nicht vergessen, Gardinen in die Fenster zu hängen. Sonst wäre keiner gekommen, es hätten ja die Nachbarn sehen können, dass da einer sich dem Müßiggang und dem Lotterleben hingibt und nichts schafft.
Drauf gekommen bin ich durch einen Kommentar in dieser Kaffe-Aktion, dass es doch nur in Deutschland diese niedlichen Cafés gibt. Da ist schon was dran, dass eben jedes Land seine eigene Kaffeekultur hat. Von der italienischen Kaffeekultur des Kaffeetrinkens haben wir ja schon viel gehört. Ich mag auch die französischen Straßencafés, die wie eine Theaterbühne wirken. Alles ist drauf angelegt, zu sehen und gesehen zu werden. Die Stuhlreihen sind schon alle zur Bühne, sprich zur Straße ausgerichtet. Da gibt es kein heimliches Umdrehen und Tuscheln wie bei uns. Dafür haben wir den Kaffeklatsch.

Und draussen nur Kännchen…
Kaffeeklatsch
Frau Direktor,
Frau Inspektor,
Frau Verwalter,
Frau Posthalter ,
Sonst bekannte,
Frau’n vom Stande,
Kaffeeklatsch
Tritschitratsch.
Fromme G’sichter,
Sittenrichter,
Hörensagen,
Böses Fragen:
„Schlechte Leute,
Teufels Beute,
Überall
Arg Scandal“.
Kein Kaffee mehr,
Jede Tass’ leer,
Stühle rücken.
Hände drücken,
Complimente,
Kränzchens Ende
Thüre zu,
Zung in Ruh’.
Fliegende Blätter 1895
Und damit bedanke ich mich für das nette Publikum. Mir hat’s gefallen und das Thema Kaffee ist für jetzt mal Schluss, aber ganz sicher nicht für immer.

Zum Weiterlesen:
Wikipedia – Cafés
Von Gästen und Wirten
Kaffeehausszenen
und ein letztes Mal:
Ich hab nicht alle Tassen im Schrank