Beim letzten Mal, als ich darüber geschrieben habe, ging es mir vor allem um die Worte. Unser Trampelpfad wird in anderen Ländern so viel poetischer benannt: Desire paths – Sehnsuchtspfade.
Aber nun ist mir das ganze wieder in den Sinn gekommen und es geht hier um sehr viel mehr. Was sind Trampelpfade – zuerst einmal Abkürzungen, inoffizielle Wege. Der Fußgänger ist nun mal ein umwegscheues Wesen und sobald sich die Möglichkeit bietet, einen Weg abzukürzen, so geschieht das. Und wenn einer angefangen hat, eine Spur gelegt hat, kommen die anderen hinterher. Häufig wird solch ein Weg immer wieder beseitigt, genauso schnell bildet er sich wieder. Weil er die direkteste Verbindung ist. Oft wird so ein inoffizieller Weg hinterher „legalisiert“, weil eben die Masse der Fußgänger stärker ist als jeder unpraktische Wegeplanung.
Es werden also „foot anarchists“ gebraucht, die die erste Spur erstellen. Die anderen kommen dann hinterher. Je häufiger begangen der Weg ist, desto mehr Leute folgen nach. Um Sehnsuchtspfade entstehen zu lassen, muss man also die vertrauten Wege verlassen, einen unkonventionellen Weg einschlagen.
Aber Sehnsuchtspfade – darunter stelle ich mir zuerst mal einen „romantischen“ Weg vor, eng, geheimnisvoll, gewunden, mit schönen Ausblicken und Ausruhstellen.
Jetzt sind das aber einfache Abkürzungen. Da werden Ecken abgeschnitten, da werden kurzerhand zwei wichtige Punkte verbunden – auf direktem Weg. Einfach in die Wiese „getrampelt“.
Geht die Sehnsucht vielleicht den direkten Weg? Führt sie geradewegs zum Ziel?
Auf jeden Fall ist ein Sehnsuchtspfad zuerst nur ein schmale Fußspur im Schnee oder im Gras, der dann, wenn er öfters begangen wird, zum richtigen Weg auswächst, dann zum „Elefantenpfad“ werden kann.
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